Ich sah mich in der Gabel dieses Feigenbaumes sitzen und verhungern, bloß weil ich mich nicht entscheiden konnte, welche Feige ich nehmen sollte. Ich wollte sie alle, aber eine von ihnen nehmen bedeutete, alle anderen verlieren, und während ich dasaß, unfähig, mich zu entscheiden, begannen die Feigen zu schrumpfen und schwarz zu werden und plumpsten eine nach der anderen auf den Boden unter mir.
Esther Greenwood ist Sylvia Plaths Alter Ego: Den Feigenbaum entwarf Esther in ihrer aufregenden Zeit in New York während der 50er Jahre. Sie machte ein Praktikum in einer angesagten Mode-Redaktion, ging mit einem hübschen Jungen aus und sah die Zukunft in Form von Feigen vor sich.  Tatsächlich: Esther griff nicht zu. Die Feigen plumpsten allesamt auf den Boden. Esther schlittert in eine Depression. In „Die Glasglocke“ beschreibt Sylvia den tiefen Fall der 19-jährigen Esther, die nach einer zunächst antriebslosen Phase in eine tiefe Depression fällt. Ihre Sicht auf die Welt wirkt erschütternd. Sie fristet ihr Dasein und verliert jede Motivation. „Ich fand es albern, mich an einem Tag zu waschen, wenn ich mich am nächsten gleich wieder waschen sollte.“

Warum dieses Buch?

Sylvia Plath nimmt den Leser in „Die Glasglocke“ mit in eine Reise in ihr tiefstes Inneres. Sie selbst ist die junge Esther, die mit 19 Jahren in eine Depression fiel, aus der sie nie wieder herauskommen sollte. Sie ist gnadenlos und beobachtet ihre Umgebung mit einer befremdlichen Gleichgültigkeit. Kein Wohlfühlroman, dafür absolut berührend.

Lesetipp

Ist Geschmackssache, aber: Schenk dir das Vorwort der aktuellen Ausgabe oder lies es erst hinterher. Darin wird von der Geschichte viel zu viel vorweggenommen. Muss doch nicht sein. An dieser Stelle plädiere ich eh dafür, das Vorwort abzuschaffen. Beim Nachwort bin ich aber gern dabei.

Details zu „Die Glasglocke“

Das Buch erschien 1963 unter dem Titel „The Bell Jar“. Das Zitat oben stammt aus der Neuübersetzung von Reinhard Kaiser im Suhrkamp Verlag. Das Buch ist mit 262 Seiten übrigens flott weggelesen. Sylvia Plath lebte von 1932 bis 1963. Ihr einziger Roman „Die Glasglocke“ hat Kult-Status.  

Über Hella

Ich bin Hella. Mein Hobby ist angeln. Sätze angeln. Und die teile ich ab sofort auf meinem Blog. Ich lese schrecklich gerne und habe es in einem Urlaub schon mal auf 22 Bücher gebracht. Okay, ich gebe zu: Wir waren zehn Wochen auf Reisen. Wenn ich nicht lese oder reise, bin ich freie Autorin und Editor für einen E-Commerce-Shop. Was ich sonst noch mag: Gorgonzola, Coq au Vin, Tan Tan Men, gebratene Aubergine, Pannobile mit Käseplatte, Oum Shatt, Mittekill, Django Django, Element of Crime, Alexandra (ehrlich! voll!), Chilly Gonzales, Adam Green, Fleet Foxes, Zaz und am allerallermeisten meine wundervollen überdurchschnittlich lustigen Zwillingsmädchen.

© Die Satzfischerin

Scroll to Top