Es läßt sich auf Erden somit unmöglich feststellen, wie der Wal wirklich aussieht. Und die einzige Möglichkeit, wie ihr wenigstens eine leidlich genaue Vorstellung von seiner lebenden Gestalt gewinnen könnt, besteht darin, daß ihr euch selbst auf Walfang begebt. Indem ihr dieses aber tut, lauft ihr keine geringe Gefahr, von ihm in alle Ewigkeit zerschmettert und versenkt zu werden.
Ismael auf See, ein hartes Leben, immer auf der Suche nach einem Wal, der den Menschen bis auf den letzten Tropfen Tran als Ressource diente. Das Endziel: Moby Dick, der weiße Wal, der  Ahab noch ein Bein schuldet. Jeder dürfte dies Geschichte Moby Dicks kennen und doch hat mich das Buch in der Neuübersetzung von Matthias Jendis überrascht. Vordergründig geht es um die See-Abenteuer Ismaels, Queequegs und Kapitän Ahabs, doch am Ende sind die eigentlichen Helden die Wale. Obriges Zitat findest du in Kapitel 55 „Über die Ungeheuerlichen Zerrbilder von Walen“. Darin versucht uns der Autor zu erklären, welch unmögliches Unterfangen es ist, sich ein Bild der Meerriesen zu machen. Tatsächlich stand „Moby-Dick“ (Im Original übrigens mit Bindestrich) ewig in der Bibliothek unter der Rubrik „Sachbücher“, bevor Melvilles Werk von Literaturfreunden entdeckt und gefeiert wurde. Herman Melville hat mit „Moby-Dick“ nicht nur eine große Geschichte geschrieben, sondern bringt den Leser auf den zu seiner Zeit (1851) modernsten Stand der Dinge rund um den Wal. Siehe auch: „Kapitel 74 – Der Kopf des Pottwals – Vergleichende Ansicht“. – Also, auf geht’s: Fang deinen Wal.

Warum dieses Buch?

Moby-Dick ist eine große, ereignisreiche Erzählung, detailreich, ewig lang, mit vielen Exkursen. Zugegeben, das eine oder andere Mal habe ich mich wahrlich durchbeißen müssen. 13 Seiten über das Gleichnis Jona im Kapitel „Die Predigt“ waren nicht so meins. „Moby-Dick“ ist durchaus auch ein Stück Arbeit gewesen, aber eine, die den Leser in eine komplett andere Welt versetzt und die sich lohnt. Wenn man nach 909 Seiten das Buch zur Seite legt, bleibt nachhaltig das Gefühl, viel geschafft, gelernt und erlebt zu haben. Mit 100 zusätzlichen Seiten Fußnoten ist das Buch übrigens in meinem Regal Spitzenreiter in Sachen Anhang.

Lesetipp

„Moby-Dick“ ist in unzähligen Fassungen, Übersetzungen und Versionen erhältlich. Jendis Übersetzung ist bereits die siebte und zählt unter Literaturkritikern als die poetischste, die nicht zu sehr am Original klebt. Tatsächlich lässt sich jene Übersetzung leichter lesen als veraltete und wirkt runder.

Details

Das Zitat findest du in „Moby-Dick“, erschienen im btb Verlag aus der Verlagsgruppe Random House. Melville selbst verkaufte zu Lebzeiten übrigens nur 3000 Exemplare, heute – 123 Jahre nach seinem Tod – ist „Moby-Dick“ ein weltweiter Klassiker.

Über Hella

Ich bin Hella. Mein Hobby ist angeln. Sätze angeln. Und die teile ich ab sofort auf meinem Blog. Ich lese schrecklich gerne und habe es in einem Urlaub schon mal auf 22 Bücher gebracht. Okay, ich gebe zu: Wir waren zehn Wochen auf Reisen. Wenn ich nicht lese oder reise, bin ich freie Autorin und Editor für einen E-Commerce-Shop. Was ich sonst noch mag: Gorgonzola, Coq au Vin, Tan Tan Men, gebratene Aubergine, Pannobile mit Käseplatte, Oum Shatt, Mittekill, Django Django, Element of Crime, Alexandra (ehrlich! voll!), Chilly Gonzales, Adam Green, Fleet Foxes, Zaz und am allerallermeisten meine wundervollen überdurchschnittlich lustigen Zwillingsmädchen.

© Die Satzfischerin

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