Madame, haben Sie schon von jenen Zyklonen gehört, die in der Südsee wehen? Wenn ich recht verstanden habe, bilden sie eine Art Kreis, dessen Ränder aus Stürmen bestehen und dessen Mittelpunkt völlig ruhig ist, so daß ein Vogel oder ein Schmetterling, der sich im Herzen des Unwetters befände, nichts davon spüren würde; seine Flügel würden nicht einmal beben, während rings um ihn die ärgsten Verwüstungen toben. Schauen Sie dieses Haus an! Schauen Sie uns an, die wir Wein aus Frontignan trinken und Kekse essen und denken Sie an das, was in der Welt geschieht.
Der deutsche Soldat zu Lucile, bei deren Familie er vorrübergehend in Frankreich einquartiert wurde. Sie essen Kekse, trinken Wein und fühlen sich einen Moment, als seien sie in der stillen Mitte eines zerstörerischen Wirbelsturms. Bruno von Frank spielt der reichen Lucile ein Stück am Klavier vor, die französische Gastgeberin spürt verbotenerweise eine Wärme wie nie zuvor. Die Geschichte von Irène Némirovsky beginnt am 4. Juni 1940 in Paris, einen Tag nachdem die Hauptstadt erstmals bombadiert wurde. Némirovsky erzählt im ersten Teil von der Flucht aus der Stadt. Im zweiten Buch „Dolce“ geht um das (fiktive) französische Dorf Bussy, das von den Deutschen besetzt wurde. Jedem Haus wurde ein deutscher Soldat zugewiesen.

Warum dieses Buch?

„Suite française“ war ein Geschenk meiner Mutter, die viel Literatur aus/um den Zweiten Weltkrieg liest, schon allein deshalb, weil sie – 1948 geboren -mit einem anderen Umgang mit der frühen deutschen Vergangenheit aufwuchs. Der Roman zeichnet ein Bild vom Zweiten Weltkrieg, das weder Schwarz noch Weiß kennt. Ja, nicht einmal Grau. „Suite française“ ist unvollendet. Die Autorin plante fünf Teile. Warum lesen? Weil die Geschichte schmerzhaft nah ist; weil wir nicht vergessen dürfen.

Details zum Buch „Suite française“

Die jüdische Autorin Irène Némirovsky wurde in den 30er Jahren als großer Literatur-Star gefeiert. 1942 wurde die damals 39-Jährige nach Auschwitz deportiert und starb an Typhus. Ihre Töchter hatte die in Paris lebende Schriftstellerin auf dem Land versteckt. Tatsächlich überlebten die Mädchen, die von Versteck zu Versteck flohen. Denise und Elisabeth hatten stets das letzte Manuskript ihrer Mutter in ihrem Koffer. Es waren eng beschriebene Zeilen, die nur mit einer Lupe zu lesen waren. Die beiden Töchter nahmen an, es handelte sich hier um Notizen ihrer Mutter. Sie empfanden es als zu schmerzhaft, sie zu entziffern. Erst als Elisabeth Ende der 90er Jahre starb, kam heraus, dass jene Notitzen eine große, unvollendende Erzählung sind. Denise entzifferte das Manuskipt und veröffentlichte es 2004 als „Suite française“. In ihrem Vorwort schreibt sie „Für alle, die das Drama der Intoleranz erlebt haben und noch heute erleben.“ Das Zitat findest du in der deutschen Ausgabe vom btb-Verlag (Gruppe Random House), 1. Taschenbuchausgabe, Mai 2007, S. 347.

Über Hella

Ich bin Hella. Mein Hobby ist angeln. Sätze angeln. Und die teile ich ab sofort auf meinem Blog. Ich lese schrecklich gerne und habe es in einem Urlaub schon mal auf 22 Bücher gebracht. Okay, ich gebe zu: Wir waren zehn Wochen auf Reisen. Wenn ich nicht lese oder reise, bin ich freie Autorin und Editor für einen E-Commerce-Shop. Was ich sonst noch mag: Gorgonzola, Coq au Vin, Tan Tan Men, gebratene Aubergine, Pannobile mit Käseplatte, Oum Shatt, Mittekill, Django Django, Element of Crime, Alexandra (ehrlich! voll!), Chilly Gonzales, Adam Green, Fleet Foxes, Zaz und am allerallermeisten meine wundervollen überdurchschnittlich lustigen Zwillingsmädchen.

© Die Satzfischerin

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